Wie baut man ein Oberträgerbeute?
So wird was draus!
Im folgendem beschreibe ich, wie ich meine Oberträgerbeuten gebaut habe. Diese orientieren sich an der Version Top Bar Hive Kumasi Ghana, wie sie von der FAO veröffentlicht wurden. Um die Übersichtlichkeit sicher zu stellen, stelle ich keine (auch gute und besseren) Varianten dar. Die Ausführungen habe ich weitgehend unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Werkzeuge und Materialien gewählt. Auf Abstandsleisten zwischen den Oberträgern, Eingriffsklappen, Flugbrettchen, Schubladen für die Bodenwindel, Fluglochschieber und all den Tinnef habe ich verzichtet, weil er den Sinn einer Oberträgerbeute als selbstherstellbare Einfachbeute in Frage stellt und Kosten und Aufwand nach oben treibt, ohne einen adäquaten Nutzen zu bringen. Vor allem wird häufig eine viel höhere Arbeitsgenauigkeit verlangt, die mit einfachen Werkzeugen nicht mehr erreicht werden kann. Generell gilt bei der Oberträger, dass es nur ein genaues Maß gibt, dass ist die Breite der Oberträger mit (ca.) 35 mm und einer Toleranz von ca. 2 mm gibt.
1x Oberträgerbeute
1x Dämmplatte (obere Auflage)
1x Bodenwindel
1x Alublechdeckel
1x Einlagebrettchen
2x Schiede
27-30 Oberträger
Man nehme...
Zu Beginn werden die Stirnteile ①/② ausgesägt (18 mm starke Leimholzplatten aus dem Baumarkt ab 40 cm Breite und verschiedenen Längen sind hierzu geeignet. Häufig sind die Platten in Plastikfolien eingeschweißt. Die Platten sollten erst kurz vor der Verwendung ausgepackt werden, um ein Verziehen, durch Austrocknung oder Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft zu verhindern.) Eine Platte wird auf eine Breite von 28 cm geschnitten (oder man lässt sich die Platte gleich im Baumarkt aus einer Standardplatte zusägen). Ein gutes Hilfsmittel ist ein Winkelanschlag oder eine Führungsschiene die auch als Maschinenführung dienen.
Hierzu wird der Abstand x zwischen Anschlag und Schnittlinie der Säge (idealerweise wird hier eine Handkreissäge eingesetzt. Eine Stichsäge ginge auch.) durch Ausprobieren an einem Abfallbrett ermittelt. Wenn man nur wenige Werkstücke hat, ist es einfach und sicher, die Teile auf dem Werkstück direkt aufzuzeichnen (anzureißen). Besitzt die Säge einen Laser-Richtstrahl, ist es leicht, zu kontrollieren, ob man die Säge richtig am Werkstück angesetzt hat. Die verschiedenen Stirnteile werden entgegengedreht in einer Reihe ausgesägt um Material zu sparen. Häufig fallen so die Bauteile für einen Ableger oder ein Teil der Teile für die nächste Beute an.
Exkurs: Plattenbauweise
Angaben, dass Bienenkästen aus mindestens 24 mm starken, wasserfestverleimten Holz bestehen müssen, sind einfach nicht richtig, wenn es sich um Einfachbeuten handelt. Mit einem einfachen Bienenverträglichen Anstrich haben es meine Beuten 11 Jahre ausgehalten, ohne, dass die Funktionalität gelitten hätte. Wichtig ist, wie bei kleinen Kindern der Kopf soll warm sein und die Füße trocken. Was bei Kindern Mütze und Gummistiefel sind, sind bei der Oberträgerbeute dichtes Dach mit Dämmplatte und Aufhängung an Pfählen oder Aufstellung auf Böcken über dem Boden. Wie bei den meisten Haustieren kommen Bienen mit kalten Temperaturen sehr gut zurecht, wenn sie vor Zugluft geschützt sind. Wasserfeste Verleimungen der Platten, idealerweise mit Kronenfugen oder Verbindung über Federleisten oder ähnlichen, widersprechen den Anforderungen an einen einfachen Selbstbau fundamental. Hinzu kommt was heute gerne mißachtet wird: Bienenkästen sollte man nicht gebraucht übernehmen. Die Übernahme alter Bienenkästen hat gravierende Nachteile:
1. Alte Beuten können ein Speicher für Krankheitskeime sein.
2. Alte Beuten sind häufig technisch veraltert und werden nur weiter benutzt, weil sie mal so teuer und aufwendig hergestellt wurden.
Es leuchtet sofort ein, dass es besser ist neuen, einfachen und preisgünstigen Bienenkästen den Vorzug vor alten, komplizierten und handwerklichen Meisterstücken zu geben.
Eine weitere maßgeblich Entwicklung ist die Spanplattenschraube (Spax etc.), die auch ohne handwerkliche Ausführungen, stabile Eckverbindungen ermöglicht, auf ohne dass man in der Lage wäre, einen Nagel gerade einzuschlagen.
Etwas schräg
Nun kommen die Seitenteile. Die Seitenteile ③/④ werden ebenfalls aus einer 18 mm starken Leimholzplatte ab 40 cm Breite gesägt. Besonders einfach können die Seitenteile mit einer Handkreissäge und einem Seitenanschlag gefertigt werden. (Falls nötig können auch mehrfach Streifen abgeschnitten werden, wenn der Seitenanschlag nicht breit genug ist.) Wenn man keine geeignete Werkbank besitzt, muss man sich (in Demut) zum Boden begeben. Die Werkstücke werden am Boden auf 4-kantige Bohlen aufgelegt, so dass die Werkzeuge wie Sägen mit ihren beweglichen Teilen (Sägeblättern) nie den Boden berühren. Um die Seitenteile bündig mit dem Boden abschließen zu lassen, wird die untere Kante winkelig gesägt. Statt die Handkreissäge an einer Winkelskala auszurichten, wird der Schnitt auf der Außenkante der Platte angezeichnet. Bei 31 cm oben an der Oberkante und 30,5 cm an der Unterkante wird eine Markierung aufgezeichnet und die Punkte auch verbunden. Dann wird das Sägeblatt an der Zeichnung ausgerichtet. Bei einer Materialstärke von 18 mm ergibt sich für die Säge ein Winkel von ca. 72,5 °. Die Abweichung zum eigentlichen 65°-Winkel ist für das weitere Arbeiten ohne Bedeutung. Die anfallenden Seitenabfallteile ⑤/⑥ werden aufbewahrt, da aus Ihnen das Biegewerkszeug zur Herstellung der Blechdächer gefertigt wird.
Exkurs: Der Rechte WinkelUnter "Hoffentlich gut verbunden" gab es einen Artikel von Jörg Albrecht aus dem ich kurz zitieren möchte: "...etwas Praktischeres als den Neunzig-Grad-Winkel hat noch niemand gefunden. Selbst geringe Abweichungen von diesem Idealmaß ziehen einen Rattenschwanz von Problemen nach sich." Dies erklärt auch, warum man freiwillig keine weiteren Winkel anders ausführen sollte, wenn man nicht muss. Und noch ein schöner Spruch wurde hier zum merken zitiert: "zweimal messen, einmal sägen". |
Schön hübsch.
Alle gesägten Teile werden mindestens mit einem Schleifschwamm geglättet. Kanten die später Außenkanten bilden, werden an der Kante gebrochen (gefast). Dies erhöht die Haltbarkeit des Werkstücks und vermeidet Splitter und Blessuren beim Umgang mit den Werkstücken. Eine guter Kompromiss zwischen Schleifpapier und Hobel ist ein Raspelhobel. Die Werkzeuge zum Glätten werden immer vom Werkzeug auf die Kante geführt. Stößt man mit dem Raspelhobel von außen auf die Kante können größere Teile absplittern.
Mach hoch die Tür, die Tür mach fein...
Idealerweise werden die Fluglöcher bereits vor dem Zusammenbau der Beute ausgearbeitet. Dies ermöglicht es auch einen Standbohrer zu benutzen. Auf jeden Fall sollte das Werkstück mit einem Brett unter- beziehungsweise hinterlegt werden. Der Bohrer wird bis in diese Unterlage geführt, um das Ausreißen am Rand zu unterbinden. Wenn man mit einem verstellbaren Lochbohrer arbeitet, sollte dieser auf jedem Fall erst Testweise verwendet und der Bohrdurchmesser kontrolliert und wenn notwendig korrigiert werden.
Mach was draus.
Anschließen wird der Beutenkörper zusammengesetzt. Die Seitenteile werden auf eine Unterlage gelegt. Je Kante werden zwei Schrauben (Spannplattenschrauben beziehungsweise Spax) eingeschraubt, bis sie wenige mm auf der gegenüberliegenden Seite herausragen. Der Beutenkörper wird aus einer ebenen, nicht rutschigen Oberfläche, wie ein Kartenhaus mit den oberen Kanten nach unten aufgestellt. Durch die hervorstehenden Schraubenspitzen kann man das Werkstück locker aneinanderdrücken, so dass man es durch Eindrehen der Schrauben zusammenfügen kann. Im Gegensatz zu Holzschrauben (die vorgebohrt werden müssten) ziehen Spannplatten die Einzelteile nicht zusammen, deshalb, muss man ständig darauf achten, dass die Werkteile Anschluss aneinander haben.
Nach dem Eindrehen der 8 ersten Schrauben wird der Beutenkörper durch Messen der Diagonalen auf Rechtwinkeligkeit überprüft.
Melioration oder Bodenverbesserung
Auf den Rahmen wird jetzt die Bodenplatte aufgesetzt und festgeschraubt. Ausnahmsweise sollte man hier auch bei der Verwendung von Spanplattenschrauben eine Führung vorbohren, um den richtigen Winkel in die Seitenteile sicherzustellen.
Lass frische Luft rein.
Jetzt wird der Bodenausschnitt angefertigt. Es ist sicherer 4 Löcher in die Ecken aus dem Beuteninneren nach außen zu bohren. Von Loch zu Loch wird eine Verbindungslinie aufgezeichnet und mit der Stichsäge der Ausschnitt ausgesägt.
Als nächstes wird das Anflugbrett mit dem Raspelhobel ca. 8 mm abgeschrägt.
An die Außenkanten werden dann die Bodenleisten aufgesetzt. Sie schützen die Beute vor Bodenfeuchtigkeit und halten die Bodenlüftung frei. Außerdem dienen sie bei frei hängenden Beuten als Abtropfkanten, die zuerst verwittern. Dann müssen erstmal nur zwei Leisten ersetzt werden. Ein einfacher konstruktiver Holz- und Bautenschutz.
Im Boden versinken...lassen
Für Spannplattenschrauben (Spax's) ist eigentlich kein Vorbohren erforderlich. Der konische Kopf zieht sich in der Regel fast vollständig ins Holz hinein. Wenn man es perfekt möchte, versenkt man die Schraubenköpfe. Hierzu kann man mit einem schlanken Bohrer vorbohren oder man dreht die Schraube ein Stück ein und wieder heraus. An der Stelle des Schraublochs wird mit einem Versenkbohrer eine Vertiefung für den Schraubenkopf ausgebohrt.
Mach zu!
Der Beutenkorpus wird gedreht und das punktgeschweißte Varroagitter ❽ eingeheftet.
(Bei nicht punktgeschweißtem Gittergewebe besteht die Gefahr, dass die Bienen hängen bleiben und sich die Fußklauen abreißen (Wollen wir doch nicht. Oder?)
Auftakeln!
Nun werden 3 x 2 Ösen zum Fixieren der Bodenwindel und des Sicherungsdrahtes fürs Dach eingeschraubt. Es folgen die seitlichen Bohrlöcher das Ableiten des Hängedrahtes. Neben die Bohrlöcher werden noch insgesamt 4 Ösen zum fixieren des Drahtes eingeschraubt. Dämmplatte ⑨ und Bodenwindel ⑩ (3 -6 mm Stärke) werden zugeschnitten oder im richteigen Maß gekauft. Die Bodenwindel sollte mindestens einseitig weiß beschichtet sein und wird mit einem aufgezeichnetem Auszählgitter versehen.
Die Tragedrähte werden von der Stirnseite in die Beute geführt und zur Seite ausgeleitet. Dort werden sie um eine Öse gerödelt. So bleibt die Länge veränderbar und die Kräfte ziehen die Beute zusammen. Die kurzen Handgriffe sind Zugabe. Sie fehlen aber, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat. Hier wird der Draht von innen nach außen geleitet und dort über zwei Drahtösen zu einem Griff verdreht.
Damit die Drähte in der Beute nicht stören, werden sie an der Wand festgetackert. Die Bienen überziehen sie so rasch mit Kittharz, so dass sie sich in die Wand einschmiegen.
Unter Dach und Fach
Idealerweise wird ein plüschiger Teppich als Unterlage gewählt. Aus einem Alublech ⓫ (60 cm x 100 cm) werden mit einer Blechschere jeweils 3,5 cm x 3,5 cm große Quadrate ausgeschnitten. Dann werden die Reststücke vom Zuschnitt der Seitenteile von oben und unten um die Blechkanten gelegt. Beim ersten Verwenden werden die Reststücke locker verschraubt, so dass sie die Bleche nicht durchbohren. Die Biegehilfe ermöglicht es, die Seitenkanten einfach und gleichmäßig nach oben zu biegen. Für die Schmalseiten können auch einfache Leisten als Biegehilfsmittel verwendet werden, Sie Eckschlitze können ohne Nachteile offen gelassen werden.
Oberträger/Topbars
Gardemaß
Grundlage sind Konstruktionsleisten mit einem Querformat von 35 mm x 20 mm. Diese werden auf 48 cm abgelängt. Damit alle schön gleichlang sind, verwendet man einen Queranschlag. Für Maschinentische die keinen Queranschlag besitzen, (wie meiner) kann man selbst einen Queranschlag basteln, der über den Tisch geschoben und seitlich geführt wird. Oberträger mit großen Astlöchern oder Astanalgen werden direkt verworfen.
Tiefe Einschnitte
Die Nut zur Aufnahme der Startertreifen wird als verdeckter Schnitt durchgeführt. Hierbei gilt es unbedingt ein paar Sicherheitsregeln einzuhalten (die Betriebsanleitung der Geräte kennt bestimmt noch mehr!), da man mit einem schmalen Werkstück arbeitet.
1. Schutzbrille, Gehörschutz
2. nicht mit dem Körper hinter das Werkstück stellen (bei Einschlüssen könnten die Leisten zurückgeschossen kommen!)
3. Über dem Stich Werkstück nur mit einem Schiebestock oder einer Schiebehilfe/Maschinenanschlag führen.
4. Bei allen Arbeiten am Gerät Netzstecker ziehen.
5. Vorhandene Sicherheitseinrichtungen (wenn möglich) immer verwenden.
6. Nicht unter Drogen arbeiten.
7. Für ausreichende Beleuchtung sorgen.
8. keine Handschuhe und weite Ärmel oder Manschetten tragen.
Einen Schiebestock kann man auch selbst selber anfertigen.
Zum Führen der Leisten verwende ich eine L-förmige Schiebehilfe. Am vorderen Ende wird ein Nagel eingeschlagen und wenige mm hoch wieder abgekniffen, die ein Verrutschen verhindert und genügend seitlichen Druck richtig Anschlag erlaubt. (Das mm-genaue Einstellen des Anschlages kann bei einfachen Geräten eine rechte Geduldsaufgabe sein. Hat der Tisch keine genaue Skala, wird der Anschlag mit Anhalten des Zollstocks am Sägeblatt eingestellt. Dann wechselt man mit Sägeversuchen und Korrektureinstellungen. Der Anschlag wird nur wenig gelöst, so dass er sich nicht schieben lässt. Die seitlichen Korrekturen führt man als leichten Schlag mit Handballen oder Gummihammer durch. Selbstverständlich nur mit stehendem Sägeblatt. Das nachlaufende Sägeblatt zum Bremsen nicht berühren sondern an einer Holzleiste bremsen, die das auslaufende Sägeblatt bis zum Stillstand sägen darf.
Schnitzwerk
Die Verjüngung der Oberträgerleisten wird mit einer einfachen Metallschablone angezeichnet (als Material eigenen sich zum Beispiel die ausgeschnittenen Ecken der Metalldächer).
Anschließend werden die Oberträger mit der Stichsäge (wer hat, mit einer Dekupiersäge) bearbeitet. Die Stichsäge wird im Universalmaschinentisch an der vorgesehenen Öffnung für die Oberfräse untergebaut, so dass nur das Sägeblatt hervorsteht. (Mittlerweile besitze ich eine Tischstichsäge die das Sägeblatt in einer Zwangsführung senkrecht führt.)
[ ] ledig
[ ] verheiratet
[X] geschieden
Die Schiede werden in der Regel nicht bienendicht ausgeführt (Um es richtig bienendicht zu bekommen, sieht man in der Beute besser eine Nut aus parallelen Leisten vor, die fest in die Beute eingeleimt werden.) Die Bohrung im oberen Bereich soll den Bienen den Zugang zu Futtereimern neben dem Bienenvolk erleichtern. Der Freiraum unter dem Schied erlaubt es den Bienen, sich ins Volk zurückzuziehen. Die Deckleiste ist wie die Ohren (verjüngten Enden) der Oberträger 20 mm dick. Die Leiste sollte immer 10 mm breiter als die verwendete Platte sein (Bei einer Plattenstärke von 10 mm sind das 20-25 mm). So wird zwischen Schied und Waben immer der Bienenabstand eingehalten.
Will man zwei Völker in einer Oberträgerbeute halten, sollte man, wie oben erwähnt, nicht auf dichte Schiede, sondern auf zwei parallele Leisten als umfassende Abdichtung setzen. Wenn die Fluglöcher mittig liegen, ist auch Trennung in der Mitte vorzusehen.
Die seitlichen Abstandhalter werden aus zwei Leisten zusammengefügt. Statt Nagel oder Schrauben reichen hier ein Hefter und etwas Leim.
Zu guter Letzt:
Fertigen Sie sich noch ein Unterlegbrettchen an, das Sie im leeren Raum neben dem Bienenvolk einstellen können, um Futtereimer in die Beute stellen zu können.
Erstellt am 2019-06-14
Stand vom 2023-10-05