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Wie bekämpft man die Varroa-Milbe in der Oberträgerbeute?

 

Wer seine Feind kennt, hat schon halb gewonnen.

Deshalb ist es wichtig den Milbenbefall regelmäßig zu kontrollieren. Den umso besser sich ein Volk entwickelt, um so stärker vermehrt sich auch die Milbe.

Durch einen Drahtgitterboden ist eine einfache Auszählung der Milben über den natürlichen Milbenabfall möglich. Zum Bestimmen des Befalls wird die Windel mit Zählgitter gereinigt, mit Vaseline eingestrichen und unter das Volk gehängt. Nach 48 h zähle ich die Milben aus.

Gerade wenn Ameisen auf Bodenbrett wandern ist es besser, statt Vaseline eine Ölwindel zu verwenden. Wenn man nur ein zwei Völker hat, lohnt es sich nicht, diese durch Einlegen einer ganzen Küchenrolle in Öl herzustellen. Dann ist es einfacher die Blätter der Küchenrolle auf der Windel auszulegen und mit Öl zu besprühen. Hierzu habe ich mir einen Ölsprüher für Salatöl besorgt. Dieser funktioniert mit kleinen Ölmengen, der Füllstand ist jederzeit erkennbar und es entfällt die Reinigung des Zerstäubers, vor und nach Gebrauch mit Öl. Die abgebildete Windel hat zwei  hervorsthende Schrauben zum Verschließen der Windel während der Ameisensäurebehandlung, die auch als Fixierung für das Küchenpapier dienen.

 Windel und Salatölsprüher. Fein furtig.Windel und Salatölsprüher. Fein furtig.

Außerdem ist es durch den Mobilbau möglich Bienen von einzelnen Waben abzustoßen, um eine Auszählung über die Puderzuckermethode durchzuführen. (https://llh.hessen.de/bildung/bieneninstitut-kirchhain/beratung-und-dienstleistungen/publikationen/)

Derzeit bestimme ich den Milbenbefall zweimal im Jahr. Mitte Juli entscheide ich, ob die Honigernte vorzeitig durchgeführt werden muss, um die Varroaentwicklung zu stoppen und im November zähle ich, um zu entscheiden, ob eine Winterbehandlung mit Milchsäure notwendig wird. Sollte Mitte Juli ein starker Befall herrschen, gibt es zwei Behandlungen. Direkt nach dem Abräumen (Ende Juli/Anfang August) erhält das Volk 5 Liter Zuckerwasser, dann beginnt die Sommerbehandlung (Nach Anleitung des Verdunsterherstellers)  und anschließend wird weiter aufgefüttert. Die Auffütterung soll am 15. September abgeschlossen sein. Dazu muss die erste Ameisensäurebehandlung am 1. September enden. Erstens möchte ich die Winterbienen nicht mit der Einfütterung belasten, da sie ihre Kräfte für das nächste Frühjahr brauchen und zweitens habe ich schlechte Erfahrungen mit der Futterabnahme nach diesem Stichtag gemacht. Ist die Zeit durch anhaltende Waldtracht oder zu hohe Temperaturen für die zwei Langzeitbehandlungen zu knapp, ersetzte ich die Sommerbehandlung durch eine Kurzzeitbehandlung mittels Schwammtuch und Eimer. Ab dem 15. September erfolgt die zweite Langzeitbehandlung mit Ameisensäure. (Die genauen Dosierungen sind den Anwendungsbeschreibungen zu entnehmen.)

Der Verdunster classic wir in einen einfachen Rahmen eingesetzt.

 Am Ende...der BehandlungAm Ende...der Behandlung

Eins nach dem Anderem

Dabei füttere ich nicht während einer Ameisensäurebehandlung.

Bei der Fütterung folgen:

  1. Brutnest
  2. Nichtbienendichtes Schied
  3. Futtereimer
  4. ggfs. Altwaben, die ausgeleckt werden sollen
  5. ggfs. Leerraum

Achtung: Alle Fluglöcher und Öffnungen im Futterbereich sind zu schießen!

Bei der Ameisensäurebehandlung folgen:

  1. Brutnest
  2. Verdunster (ggfs. ggfs. über Kanister)
  3. Schied (zur Raumanpassung)
  4. ggfs. Leerraum

Achtung: Die Fluglöcher bleiben im Brutbereich normal geöffnet. Der Gitterboden wird dicht verschlossen! 

Alles Ätzend…

2018 war es … heiß und trocken. Trotz Verschiebung des Behandlungstermins um 14 Tage nach hinten und Verkleinerung des Verdunstungsdochtes, trotz Einsatz der Nassenheider Langzeitverdunsters habe ich 2018 zum ersten mal überhaupt und dann auch gleich meine beiden Königinnen durch die Varrobekämpfung mit Ameisensäure verloren. Wie in der Abbildung zu erkennen ist, hatten die Bienen verzweifelt versucht, noch Königinnen nachzuziehen. Auch die Larven in den verdeckelten Weiselzellen waren abgestorben und rochen nach Ameisensäure. (Zum Glück habe ich noch zwei aussortierte Königinnen bekommen, um beide Völker zu überwintern, die im nächsten Sommer ausgetauscht wurden.)

 ätzendätzend

 

weisellos-chancenlos-hoffnungslos auf der suche nach der richtigen Thronfolgerin

 

Da sich das Klima ändert, ist morgen normal, was heute besonders erscheint. Deshalb setzte ich seit 2019 den temperaturunempfindlicheren Nassenheider Professional in Überwinterungsvölkern der Oberträgerbeute ein. Um den Raum anzupassen wird unter dem Verdunster, neben dem Volk ein leerer Plastikkanister platziert. 

 Nassenheider professionalNassenheider professional

BubblekanisterBubblekanister

Die Technik ähnelt der weiter unten beschriebenen Kurzzeitbehandlung nach Stadlmann und wird ähnlich bei der Begasung und Wärmebehandlung von großen Räumen in der Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Dort werden die zu behandelnden Räume mit großen Luftballons (bubbles), die in den Räumen aufgeblasen werden, volumentechnisch verkleinert. So kann die Menge an giftigen oder teuren Gasen beziehungsweise der zu heizende Raum verringert werden. (Die Skizze zeigt dies am Beispiel einer Dachstuhlbehandlung in einer offenen Kirche.)

BubbleballonBubbleballon

Verlustängste...

zwar setze ich standardmäßig den Nassenheider Professional ein, aber es ist gut für alle Top-Bar-Hive-Neueinsteiger und als platzsparende Alternative für Ableger (in Ablegerkästen oder Doppelbelegung in einer Beute) zur Verfügung steht. Je nachdem wie sich die Erfahrungen mit dem Klimawandel zeigen, wird der Einsatz von Ameisensäure im Spätsommer aber dem Einsatz von Milch- und Oxalsäure in Verbindungen mit einer Brutunterbrechung (Teilen und Behandeln (Tubben)) oder einem Brutstopp (mittels Käfigen der Königin (zum Beipiel mit einem Sipa- oder Scalvini-Käfig).

Der Scalvini-Käfig ermöglicht eine Sommerbehandlung mit organischen Säuren (Milch- und Oxalsäure) als Sprühbehandlung im weiselrichtigen Volk. Er funktioniert ähnlich dem Bannwabenverfahren im Kleinen. Der Preis ist die einmalige Anschaffung und dass die wenige ausgewachsene Brut ständig von den Bienen selbst wieder aufgefressen wird, da sie sich in den bewusst zu kurz gehaltenen Zellen nicht verdeckeln kann. (Brutkannibalismus ist bei Bienen üblich. Bei Trachtmangel, Brutkrankheiten, genetischen Fehlern, abgestorbener Brut auch durch Ameisensäurebehandlungen) kommt diese regelmäßig vor.  Der Scalvini-Käfig ermöglicht eine Sommerbehandlung mit organischen Säuren (Milch- und Oxalsäure) als Sprühbehandlung im weiselrichtigen Volk. Er funktioniert ähnlich dem Bannwabenverfahren im Kleinen. Der Preis ist die einmalige Anschaffung und dass die wenige ausgewachsene Brut ständig von den Bienen selbst wieder aufgefressen wird, da sie sich in den bewusst zu kurz gehaltenen Zellen nicht verdeckeln kann. (Brutkannibalismus ist bei Bienen üblich. Bei Trachtmangel, Brutkrankheiten, genetischen Fehlern, abgestorbener Brut auch durch Ameisensäurebehandlungen) kommt diese regelmäßig vor.

Sollte die Allgemeinzulassung für die organischen Säuren mit der EU-VO 2019/6 wirklich wegfallen, müsste die Bekämpfungsstrategie ggfs. zwangsweise angepasst werden. Sicher ist, dass dies die Bekämpfungsmöglichkeiten einschränken wird, was wahrscheinlich mehr Nach- als Vorteile bringt, da sich die organischen Säuren und deren vielfältge Anwendungsmethoden gerde bei nicht standardisierten Beuten sehr bewährt hat. Der Einsatz des Nassenheider Verdunsters Universal mit dem Vliestuch ist durch die Trapezform der Waben in der Oberträgerbeute nicht ideal, da die empfohlene Mindestfläche von 700 cm2 für das Vliestuch nicht erreicht wird. Man kann allerdings auch einen Nassenheider Verdunster Universal in einen Nassenheider Verdunster Classic zurückzubauen. Die Funktion wird dabei gegenüber dem Classic Verdunster nicht beeinflusst, da die Dochtrinne in Ihren Ausmaßen unverändert geblieben ist. Das Hilfsrähmchen des Universal Verdunsters ist etwas länger. In Ablegern oder bei zwei Völkern in einer Beute bleibt diese Variante also erhalten. In Völkern, die alleine in einer Beute sitzen, bin ich, wie oben beschrieben, auf den Nassenheider professional umgestiegen.

 alt und neualt und neu

 

Zum Schutz der Bienen vor der ätzenden Säure, sollte auf den Schutzkäfig nicht einfach verzichtet werden. Mein Käfig wurde mit einer Blechschere aus punktgeschweißtem Bodengitter zurechtgeschnitten und einfach in die passende Form gebogen. An den schmalen Seiten wurde das Drahtgitter in Anpassung an den Verdunster eingekürzt. Die unteren Enden sind etwas auseinandergebogen. Der Käfig lässt sich so einfach auf den Verdunster stecken. Im Inneren wurde ein mittiger λ-förmiger Haltdraht von den Seiten zur oberen Mitte eingezogen, damit der Docht mittig gehalten wird. Das Füßchen, über das die Säure berührungslos auf das Vlies gelangen soll, wurde entfernt, um Platz zu sparen, da es keine Funktion mehr hat.

 

 

Legende: (1) Schutzkäfig aus bienendichtem Drahtgewebe, (2) λ-förmige Drahtschlinge im Inneren als zusätzliche seitliche Stütze des Dochts, (3) Nassenheider Säurebehälter, (4) Dochtrinne auf Schraubdeckel

 

Den Überblick bewahren

Auf der Windel (Bodenbrett) sind die zahlreichen abgetöteten Milben als dunkle Pünktchen nach der Sommerbehandlung zu sehen.

 BodenperspektiveBodenperspektive

 

Kurzzeitbekämpfung eimerweise

Eine Kurzzeitbehandlung mit Putzutensilien - Schwammtuch und Plastikeimer - modifiziert nach Stadelmann genutzt, um die Völker von der Varroa zu reinigen. Und nach der Auffütterung wird eine Langzeitbehandlung nachgeschoben. 

Eimerbubble nach StadlmannEimerbubble nach Stadlmann

 

EimerverdampferEimerverdampfer 

Die 60%ige Ameisensäure (idealerweise im Kühlschrank vorgekühlt) habe ich per Spritze dosiert auf das Schwammtuch gegeben, das auf einem Teller auf dem Eimer liegt. Der Eimer steht neben der letzten Wabe in der Oberträgerbeute. Durch den Eimer wird das Leerraumvolumen gesenkt und das Schwammtuch im wärmeren, oberen Bereich plaziert, was sich beides günstig auf den Anwendungserfolg auswirkt. Außerdem gibt es keine Anforderungen an den Aufbau des Beutenbodens. Der Boden wird mit der Bodenwindel o.ä. verschlossen und die Fluglöcher bleiben offen. 
Für die Dosierung für die Ameisensäurebehandlung von der Seite mittels des Eimers halte ich mich an die Empfehlung zur Bekämpfung mit einem Schwammtuch von unten, da das Schwammtuch auf dem Eimer nicht direkt über der Wabengasse liegt und die Säure nicht in die Wabengasse fällt, sondern sich die Säure, wie bei der Behandlung von unten, in der ganzen Raumluft verbreiten muss und es auch deutlich mehr Leerraum gibt, der wie bei der Behandlung von unten mitbehandelt werden muss. Wie auch in der Argumentation zur Weiterentwicklung zum Nassenheider Verdunster professional beschrieben wird, ist die seitliche Konzentrationsausbreitung über die Wabengassen deutlich schlechter als die Verteilung durch die Wabengasse von oben. 

 

Die Winterbehandlung

Sollten im November noch mehr als eine Milbe je Tag Fallen ist eine Winterbehandlung mit Milchsäure oder Oxalsäure notwendig. Dabei empfehle ich die Milchsäure. Die Anwendung als 15% Sprühlösung ist einfach und die Milchsäure ist im Umgang unkritischer als Oxalsäure. Die Behandlung muss in der brutfreien Winterzeit bei Außentemperaturen zwischen 5-8° C geschehen. Leider sind diese Tage am Anfang des Jahres selten.

Im Garten kann man bei allen Arbeiten mit Säuren auch den Gartenschlauch mit einem Brausekopf Notdusche bereitlegen (Hahn aufdrehen!). Zur Mischung benutze ich eine 100 ml Spritze. (Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure.) Die Bienen sollen nach dem Einsprühen grau (nicht schwarz) erscheinen.

Schlipperdidix...
Die Berechnung zum Verdünnen von Konzentraten geschieht am einfachsten mit Hilfe eines 
Mischungskreuzes, das ich hier als Exceltabelle zur Verfügung stelle. (Das Mischungskreuz ist echte echte Praxis  - Keiner weiß wie, aber es funktioniert.)

 MilchsäureapplikationMilchsäureapplikation

Der Einsatz von Oxalsäure ist ebenfalls möglich.

Ohne Spacer werden die Wabengasen mit dem Stockmeißel für etwa einen Zentimeter auseinandergehebelt werden, um die Oxalsäure in Wabengasse träufeln zu können, was problemlos möglich ist. Am Ende des Schlauches ist ein Verschlussstopfen angebracht, in den mit einer Nadel ein kleines Loch gebohrt wurde, um einen feinen Strahl zu erzeugen.

 Oxalsäure … Oxalsäure …

Diese Aufnahme über eine Oxalsäurebehandlung in einer Oberträgerbeute mit Spacern hat mit Dr. Friedrich Pohl freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Die Spacer werden einzeln angehoben und die Lösung in die Wabengassen dosiert.

mit Spacern...mit Spacern...

 

Erstellt am 2019-06-14

Stand vom 2023-10-05